search
A -Z Suche

Wählen Sie einen Begriff aus der Liste und gelangen Sie schnell zum Ziel

Das künstliche Hüftgelenk

Seit vielen Jahren wird der Gelenkersatz im St. Josef Krankenhaus Moers erfolgreich und auf hohem Niveau durchgeführt. Dazu verfügt die Abteilung seit Juli 2011 über zwei neue, großzügige Reinraumoperationssäle mit der Möglichkeit der intraoperativen dreidimensionalen Röntgenkontrolle und Navigation, sowie gut strukturierte Weiterbehandlung auf den Stationen mit einer intensiven und spezialisierten Physikalischen Therapie und dem Management der rehabilitativen Weiterbehandlung.

Wann entscheide ich mich für den Gelenkersatz?

Arthrose gilt als unheilbar. Einmal von degenerativem Verschleiß betroffen, ist der Gelenkknorpel irreparabel zerstört. Die Medizin kann jedoch versuchen, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen. Vor allem können die Beschwerden deutlich gelindert werden, so dass Sie wieder schmerzfrei Ihren gewohnten Alltagstätigkeiten nachgehen können.

Zur konservativen, d.h. gelenkerhaltenden Behandlung gehören Kälte-, Wärme- oder elektrotherapeutische Anwendungen, Hilfsmittel wie puffernde Schuheinlagen und Medikamente, die akute Gelenkreizungen dämpfen und Schmerzen lindern sollen.

Eine konservative Therapie setzt aber auch bei Ihnen und Ihrem Verhalten an: Klären Sie am besten mit Ihrem Arzt ab, ob Sie z.B. mit einer Ernährungsumstellung oder einer Gewichtsabnahme zukünftig Über- und Fehlbelastungen Ihres erkrankten Gelenks vermeiden können.

Ein gelenkschonendes Bewegungsprogramm gehört natürlich auch dazu: Mit so genannten „Schonhaltungen“ bei Schmerzen tun Sie Ihrer Hüfte keinen Gefallen. Muskeln schwinden, Bänder verkürzen sich bei Bewegungsvermeidung und das Gelenk wird nicht ausreichend ernährt. Gezielte und professionell angeleitete Krankengymnastik kann Sie dabei unterstützen, die richtigen Bewegungsübungen zu finden. 

Arthrose bedeutet gerade für ältere Menschen eine starke Einschränkung der Mobilität und den Verlust von Lebensqualität. Wenn alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind, sollten Sie mit Ihrem Arzt über die Möglichkeit eines Hüftgelenkersatzes sprechen.

Das Ziel dieser Operation ist Ihnen Schmerzfreiheit und eine gute Beweglichkeit zurückzugeben, damit Sie wieder mit Freude am Leben teilhaben können. Seit den 1960er Jahren werden künstliche Hüftgelenke implantiert. Renommierte Wissenschaftler und Ärzte arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung der Implantatdesigns und der Materialien. Heute gehört die Implantation von Hüftgelenken zu den häufigsten Eingriffen überhaupt. Allein in Deutschland werden 200.000 künstliche Hüftgelenke pro Jahr eingesetzt.

Welches Implantat ist das richtige?

Mit einem Kunstgelenk, einer Endoprothese, werden die Teile des Hüftgelenks ersetzt, die durch die Erkrankung verschlissen und für Ihre Beschwerden verantwortlich sind: der Oberschenkelkopf und die Hüftpfanne. Die Endoprothese ist in Form und Funktion dem natürlichen Gelenk nachempfunden und besteht aus mehreren Teilen, genau wie Ihr natürliches Hüftgelenk. Der Hüftschaft wird im Oberschenkelknochen verankert. Auf dem Schaft sitzt ein Kugelkopf, der den verschlissenen Hüftkopf ersetzt. Der Kugelkopf gleitet in der künstlichen Hüftpfanne, die im Becken verankert wird.

Ziel eines jeden Gelenkersatzes ist es, so viel Knochensubstanz wie möglich zu erhalten. In den vergangenen Jahrzehnten wurden, neben den herkömmlichen Primärimplantaten, vermehrt sogenannte „knochensparende“ Hüftimplantate wie der Oberflächenersatz und der Kurzschaft entwickelt, die vor allem für jüngere Patientinnen und Patienten ein aktiveres Leben bedeuten können.

Kurzschäfte sind – wie der Name vermuten lässt – Hüftschäfte, die nur eine Länge von circa 10 cm haben, während herkömmliche Hüftschäfte je nach Größe circa 14 – 18 cm lang sind. Diese knochensparenden Prothesendesigns sind auf jüngere und aktive Menschen mit einer guten Knochensubstanz zugeschnitten.

Hochwertige Endoprothesenmodelle gibt es in vielen verschiedenen Designs, Größen und Materialien, die für die unterschiedlichsten Krankheitsbilder eine Lösung bieten.

Für jeden Menschen gibt es also das passende Kunstgelenk. Zusammen mit Ihnen wird anhand Ihres Lebensalters, Ihres Körperbaus, Ihrer Knochenqualität und Ihrer Lebensgewohnheiten und -aktivitäten über die richtige Endoprothese und die entsprechende Operationsmethode entschieden.

Die Qualität eines Gelenkersatzes macht sich an seiner „Standzeit“ fest, d.h. dass er möglichst lange im menschlichen Körper funktionsfähig ist.

Moderne Endoprothesen bestehen aus extrem abriebfesten und körperverträglichen Hightech-Materialien, an die der Knochen gut anwachsen kann. Die Last tragenden Komponenten wie Hüftpfanne und -schaft sind aus Reintitan, Titan-, Stahl-, oder Kobalt-Chrom-Legierungen. Für die Gleitpartner haben sich besonders haltbare Kunststoffe (Polyethylen), Spezialkeramiken und Kobalt-Chrommetall bewährt. 

Der Gelenkersatz kann sich trotz dieser hochwertigen Materialien lockern und muss dann in einer so genannten Revisions- oder Wechseloperation ausgetauscht werden. In der Regel halten Kunstgelenke heute ca. 12 bis 15 Jahre und länger. Ursachen für eine frühzeitige Lockerung des künstlichen Gelenks können z.B. die Knochenqualität und Begleiterkrankungen, aber auch beeinflussbare Faktoren wie Übergewicht und zu starke oder falsche Belastung sein.

Was tun bei Allergien?

Rund zwölf Prozent der Bevölkerung reagieren allergisch auf Nickel, fünf Prozent auf Kobalt oder Chrom. Wer mit Hautallergien auf Metalle reagiert, muss nicht zwingend Probleme mit Endoprothesen aus Edelstahl oder Kobalt-Chrom-Legierungen haben – die Medizin konnte diesen Zusammenhang noch nicht schlüssig nachweisen. Jedoch gibt es mittlerweile sehr gute Materialalternativen für potenzielle Allergiker, wie zum Beispiel zementfrei verankerte Hüftimplantate aus Titanlegierungen, Keramik-Gleitpaarungen oder Hüftköpfe aus einer nicht-allergenen metallischen Zirkonium-Niob-Legierung.

Zementierte oder zementfreie Verankerung

Welche Verankerungstechnik der Operateur wählen wird, um Ihr neues Gelenk dauerhaft in Ihrem Körper zu befestigen, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Dazu zählen das Lebensalter, die körperliche Aktivität und vor allem die Knochenqualität.

Bei der zementfreien Verankerung fördert eine gute Knochenqualität das schnelle Anwachsen an das Implantat. Die Hüftpfanne besteht in der Regel aus zwei Teilen. Die Außenschale ist häufig aus Reintitan oder einer Titanlegierung und wird in den Beckenknochen gepresst oder geschraubt. Die Pfanneninnenschale besteht aus einem speziell für die Medizin entwickelten Kunststoff oder aus Keramik, die als Gleitlager für den Hüftkopf aus Keramik oder Kobaltchrom dient. Auch der Hüftschaft aus einer Titanlegierung wird zementfrei in den Oberschenkelknochen gepresst. Um das Anwachsen des Knochens zu fördern, ist seine Oberfläche häufig aufgeraut oder besitzt eine knochenähnliche Struktur.

Bei der zementierten Verankerung wird eine Kunststoffpfanne mit Hilfe von Knochenzement fest in die vorbereitete Hüftpfanne des Beckens eingesetzt. Als Material für den Hüftschaft haben sich Kobalt-Chrom-Legierungen sehr gut bewährt.

Neben diesen beiden Reinformen der Verankerung gibt es auch eine Mischform, die hybrid verankerte Hüftendoprothese. Hier wird die Hüftpfanne zementfrei in das Becken gepresst und der Schaft mit Knochenzement im Oberschenkelknochen verankert.

Knochenzement

Knochenzement ist ein hochwirksamer „Klebstoff“, der aus zwei Komponenten besteht. Teilweise wird ihm ein Antibiotikum zugesetzt, um Infektionen vorzubeugen. Die Vorteile von Knochenzement liegen in der schnellen Belastbarkeit des künstlichen Gelenks und in seinen hervorragenden Verankerungseigenschaften bei schlechterer Knochenqualität.

Kontakt

Dr. Michael Jonas

Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Orthopädie und Traumatologie

Tel.: 02841 107-12881

Fax: 02841 107-14310

E-MailCurriculum Vitae